Orgel spielen ohne Noten – geht denn das?

Durchaus geht das. Sie müssen nicht die Mühsal des umfänglichen Literaturspiels als Hemmschwelle ansehen, um überhaupt Orgel zu spielen, wenn Sie es denn wollen und sich von der Königin der Instrumente schon intuitiv angezogen fühlen. Wenn man sich einem Instrument wie der Orgel nähern möchte, um es selbst zu spielen, gibt es im Prinzip auf jeden Fall 2 Möglichkeiten:

  1. eine vorgegebene Melodie eines Liedes soll erklingen (eine Melodie an sich ist meist gar nicht schwer)
  2. ein freies Thema soll zu einem Stück als Präludium bzw. Postludium verarbeitet werden

Im ersten Falle hat man die Melodie entweder sowieso schon im Kopf, wenn das Lied etwa ein sehr bekanntes ist, oder man stellt sich zumindest die Liedmelodie mithilfe des aufgeschlagenen Gesangbuches vor sich hin, um gleichsam den roten Faden nicht zu verlieren. Das ist grundsätzlich immer zu empfehlen, den es gibt so manche Lieder, die in ihren Melodien zwar ähnlich, im Detail aber dann doch ganz anders verlaufen – in diese sollte man natürlich nicht aus Versehen abgleiten, wenn man etwa alles nur „aus dem Hut“ spielt.

Die Grundvoraussetzung sollte also schon sein, etwas Noten lesen zu können, um doch wenigstens die Melodie richtig zu erfassen und erst einmal einstimmig auf der Klaviatur spielen zu können. Natürlich sollte dabei auch das Metrum stimmen, d.h. im richtigen Takt und Rhythmus zu spielen. Typischerweise wird die Melodie mit der rechten Hand gespielt (Sopranstimme).

Als nächstes nimmt man die linke Hand dazu, um im einfachsten Falle eine einstimmige Baßstimme dazu zu spielen. Die späteren Harmonien, die dann einmal einen Choralsatz zur Liedbegleitung für den Gemeindegesang ergeben, denkt man sich erstmal nur dazu. Wenn man dieses 2-stimmige Gebilde manualiter (d.h. nur auf dem Manual oder auch auf zwei Manualen gespielt, jedenfalls noch ohne Pedal) spielt und dabei noch etwas verziert – durch Ornamente oder rhythmische Veränderungen, kann man das betreffende Lied auf diese Weise schon ganz gut intonieren. Eine Intonation ist mehr eine kurze Hinführung zum Gemeindegesang, nicht so breit ausgeführt wie etwa ein ganz durchkomponiertes Choralvorspiel, wie es beispielhaft und mustergültig Komponisten wie J.S. Bach, Walther, Krebs u.v.a. uns hinterlassen haben. Das kann alles später noch kommen … auch in Eigenpraxis. Idealerweise nimmt diese Intonation bereits das Tempo auf, in dem dann der Choral gleich gesungen werden soll. Sie sollte jedenfalls lang genug sein, damit die Gemeinde die Zeit hat, das Lied an der entsprechenden Stelle im Gesangbuch aufzuschlagen.

Aus dem dann folgenden Choralsatz (typischerweise 4-stimmig ausgelegt, in Anlehnung an die 4 Chorstimmen Sopran. Alt, Tenor und Baß) kann man auch einzelne Stimmen miteinander kombinieren, bei jeder Melodiephrase eine Stimme mehr dazu nehmen und so ein ansprechendes Vorspiel generieren. Das ist beliebig mit jeder Stimmenkombination variierbar.

Natürlich liest sich dieses hier alles wohl recht theoretisch. Die Praxis zeigt das noch viel besser. Ich werde hier auf der Seite sukzessive einige Demovideos einstellen, in denen ich Ihnen an meiner Orgel zeige, wie man das umsetzen kann.

Eine solche Demonstration will erst einmal Interesse wecken und Anreiz geben. Wer da bei sich Resonanz spürt und mehr erfahren und vermittelt bekommen möchte, für den gibt es in Kürze einen kompletten Videokurs zu diesem Bereich, in dem auch viele technische Hinweise gegeben werden, worauf zu achten ist, was an Geräten zueinander paßt u.v.m. Natürlich wird bei alledem der ökonomische Aspekt mit berücksichtigt, denn man muß wirklich nicht großes Geld in die Hand nehmen, um sich seinen Traum vom Orgelspiel zu erfüllen.

Wie jedes Musikinstrument, so erfordert natürlich auch die Orgel einiges an Übezeit. Am vorteilhaftesten ist natürlich, wenn man zu Hause ein eigenes Übinstrument besitzt, bei dessen Betätigung man weder Nachbarn stört, noch selber gestört wird. Unter dem Menüpunkt Digitalpfeifenorgeln auf dieser Webseite gibt es dazu verschiedene Anregungen.

Für den Beginn genügt auch schon ein Keyboard, um überhaupt erstmal ans Spielen zu kommen. Heutige, zeitgemäße Keyboards besitzen natürlich alle die MIDI-Computerschnittstelle. Das ist sehr wichtig, um die Klaviatur mit dem PC oder Notebook, aber auch mit anderen MIDI-Instrumenten verbinden zu können, denn durch ladbare Software und virtuelle Klangmaschinen kann man mit einem ganz einfachen Keyboard (notfalls nur ein sog. MIDI-Controller mit 49 Klaviertasten = 4 Oktaven Umfang, besser jedoch 61 Tasten = 5 Oktaven Umfang) ein ganzes Orchester zum erklingen bringen – was sich sogar bombastisch gut anhören kann. Auch zu Kirchenorgeln gibt es da reichhaltige Softwareangebote und Hardware-Expander. HAUPTWERK dürfte da im Bereich von Sakralorgel-Software marktführend sein, es gibt aber auch AEOLUS u.a. mehr. Auch zu HAUPTWERK habe ich Ihnen auf der Menüseite „Digitalpfeifenorgeln“ einige Demovideos zusammengestellt. Lassen Sie sich dort anregen und zeigen, was möglich ist. Sicherlich werden Sie unter YOUTUBE bei eigener Recherche noch unzählig vieles mehr dazu finden, da kann man ganz schön hängenbleiben … 😉
Kommen Sie dann aber gerne wieder zu dieser Seite zurück!

In dem in Kürze freizuschaltenden Videokurs (noch vor Weihnachten 2013) wird auch jede Woche das jeweils aktuelle Wochenlied nach dem EG (Ev. Gesangbuch) erarbeitet, samt Intonation, Vorspiel und Begleitchoral, auch in verschiedenen Variationen hinsichtlich Stimmenausführung und Registrierung. Außerdem werden alle Fragen zur Technik, Aufnahmemöglichkeiten per Video + Audio, weiteres Zubehör wie Hallerweiterung, MIDI-Expander, PC-Schnittstelle via USB-MIDI u.a.m. behandelt. Seien Sie also schonmal gespannt … !

Scheuen Sie sich nicht, einfach ungezwungen Kontakt aufzunehmen, wenn Sie Fragen, Wünsche oder Anregungen zum Videokurs oder zur Technik haben. Ich bin für alles offen! Musik verbindet und überwindet sowohl Entfernungen, als auch alle anderen möglichen Grenzen der Verständigung. Jedenfalls ist die nächste Aktion oft nur einen Mausklick weit entfernt!

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2 Gedanken zu „Orgel spielen ohne Noten – geht denn das?

  1. Als langjähriger Amateur-Organist verfüge ich über Grundlagen der Musiktheorie. Eine abgeschlossene Ausbildung habe ich allerdings nicht. Sehr gerne würde ich für einige einfache Musikstücke eine Einleitung spielen bzw. schreiben. Die Einleitung von „Adeste fideles“ von frederikus unter Youtube könnte als Beispiel dienen:
    https://www.youtube.com/watch?v=pHwnb-aW67E
    Können Sie mir mitteilen, wie ich vorgehen und welche Hilfsmittel ich einsetzen sollte.
    Herzlichen Dank für Ihre Hilfe

    Hans Stieger

    1. (diese Antwort ging bereits per Mail direkt an Sie am 23.09.15 um 16:03 Uhr)

      Hallo Herr Stieger,

      anbei meine improvisierte Einspielung zu „Herbei, o ihr Gläub’gen“, mit den besten Empfehlungen!

      Ich habe mich dabei an die Originaltonart gehalten = G-Dur (in der man bis zum g“ am höchsten singt)

      http://orgelimpro-lernen.de/wp-content/uploads/2015/09/Adeste-fideles-LBW-150923_15-45.mp3

      Struktur:

      + zunächst ein intonatives Vorspiel mit oktavierten Echofragmenten aus der Mitte des Liedes heraus (klingt wie ein Rezept als Vorspeise ;-), 1 Min. lang ist völlig ausreichend
      + 1. Choralvers mit vollem Werk und Zungen
      + ein weiterer Choralvers mit noch bombastischeren Zungen (16′ Posaune auch im Manual) …
      + … in der Coda in ein frei improvisiertes Nachspiel direkt übergehend …
      + … nochmal eine kurze Themenreprise auf dem Schwellwerk, akzentuiert mit manuell registriertem Kornett
      + … Finalphase im Zungenplenum („Grand Orgue“)

      Ich hoffe, Sie können damit etwas anfangen.

      Inspirierende Grüße
      Lothar Werner

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