Diese Bezeichnung kann vielfältig belegt werden und hat eine Historie, auf die man gut 1.000 Jahre zurückblicken kann. Das Instrument selbst, dem ursprünglichen Wesen nach eine Pfeifenorgel, mechanisch betrieben (ursprünglich noch durch Hilfspersonal als Bälgetreter, die so die Luft erzeugten, damit diese dann je nach Tastendruck über sich öffnende Ventile in die entsprechenden Pfeifen geblasen werden konnte), war immer schon bombastisch, vornehmlich in den höheren Ausbaustufen großer Kirchen, mit Tausenden von Pfeifen, mehreren Manualen (5 sind da z.B. schon reichlich und eher selten anzutreffen) und Vollpedal. Das erzeugt ganz schön „Wind“, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn etwa beim Tutti (wörtlich = alle, nämlich Register gezogen) nahezu alle Register gezogen sind und es deshalb sehr laut wird.
Mit einer solchen Ausstattung, umgeben von reichhaltigen Registern als wählbare Klangfarben für jeden Zweck (= Disposition), konnte man u.a. natürliche Instrumente, vor allem eben Blasinstrumente (liegt ja in der Natur der Sache) sehr nah am Original nachahmen – eine Schalmei etwa, eine Trompete, eine Oboe oder eine Posaune. Jede Menge Flöten sowieso.
Durch die Kombination der passenden Register zueinander, gepaart mit dazu ebenso passender Spieltechnik etwa auf mehrere Manuale verteilt (Solostimme auf einem Manual des Schwellwerkes, Begleitstimmen auf dem Hauptwertk oder Rückpositiv, sofern vorhanden, und Baß im Pedal) kann man jeder Ausdrucksweise für ein konzertantes Stück oder einen zu begleitenden Choral gerecht werden. Thema und Variationen mit unbegrenzten Möglichkeiten!
Die Königin ist sie deshalb, weil sie wirklich das höchste ist, was man als Instrument spielen kann: Mit beiden Händen und beiden Füßen gleichzeitig, so daß alle Extremitäten hoch koordinativ beim Spielen solcher Musik (z.B. ein 6-stimmig polyphon ausgelegtes Musikwerk) zum Tragen kommen. Das ist eben das Höchste der Gefühle, gleichsam königlich. Wenn dann noch ein Raum wie eine Kathedrale mit festlichen Klängen feierlich gefüllt werden kann, scheint schon ein Stück Himmel durch …
Wie vorteilhaft, daß man auf solchen Klang auch zu Hause beim Üben zurückgreifen kann, was einer großen Orgel in nichts nachstehen muß – digital ausgelegt und sowohl ungestört, als auch ohne andere zu stören, da per Kopfhörer dezent zu kontrollieren. Das kann die „echte“ physische Pfeifenorgel natürlich nicht und hätte ja zu Hause auch wohl keinen Platz (vom nötigen Kleingeld dafür mal ganz abgesehen), außerdem fehlt die Nachhallakustik. Solche Parameter können aber bei digitalen Instrumenten ganz nach Gusto eingestellt werden. Die Klaviaturen sind z.B. mit einem Druckpunkt ausgelegt, damit man ein gutes, mechanisch nachempfundenes Anschlaggefühl hat, außerdem sind die Tastenkontakte meist in sich gekapselt, so daß Staub oder Korrosion nie auftreten können. Die Tastenauslösung mit dem Kontakt für den Ton, der erklingen soll, erfolgt also immer ungestört und sicher – auch nach Jahrzehnten noch. Natürlich verstimmen die Digitalen auch nicht und sind völlig wartungsfrei – ein wichtiger Kostenspareffekt und hoher Nutzen im Gegensatz zu großen Pfeifenorgeln, die jährlich(!) hohe 5-stellige Summen allein zur Wartung und Stimmung verschlingen. Dafür bekommt man schon wieder gleich mehrere(!) Digitalinstrumente zu kaufen, rein rechnerisch. Wieviele Orgeln hätten’s denn gern? 😉