Motivation des Übens

Wenn Eltern ihre Kinder zum klassischen Musikunterricht schicken – nicht selten gegen den Willen der Kinder, in denen die Eltern nur allzu gerne ihr eigenes Aushängeschild sehen -, empfinden diese Kinder das eher als Last, machen es aber eine Zeitlang mit. Dazu gehört auch, die aufgegebenen Stücke üben zu sollen, wozu man in der Kindheit eher wenig Lust hat. Spielen und mit Freunden zusammen sein macht da schon mehr Spaß …

Es muß aber nicht so laufen. Oben genannte Situation geht ja davon aus, daß andere einem auferlegt haben, ein Musikinstrument zu spielen und die Übungsaufgaben regelmäßig und gewissenhaft zu bearbeiten. Idealerweise kommt man aber aus eigenem Antrieb und Interesse zu einem Instrument, das einen wie magisch anzieht. Das ist schonmal die halbe Miete in diesem Umfeld. Daraus prägte sich die Überzeugung:

Orgelüben ist keine Last, sondern ein Privileg!

Die Koordination von Händen und Füßen, also mit allen seinen körperlichen Extremitäten ein Instrument zu spielen und sich dabei auch noch auf den Takt und mehrere Stimmen unabhängig voneinander zu konzentrieren, mit einer passenden Registrierung verfeinert, ist schon etwas, was somit alle Sinnen gleichermaßen berührt. Das ist auch mit ein Grund, warum aktive Musiker oft bis ins hohe Alter geistig überdurchschnittlich fit bleiben und immer noch etwas Jugendliches ausstrahlen – am Beispiel von Udo Jürgens sei das auch mal für den Bereich der Popmusik belegt.

Also kann aktives Musizieren jedweder Altersdemenz wirksam vorbeugen, mehr und besser als etwa stupides Kreuzworträtsellösen. Und deshalb möchte ich Sie ermuntern, sich mit Neugier und Eigeninteresse einem Instrument wie der Orgel, immerhin keiner Geringeren als der Königin der Instrumente (zu Recht trägt sie wohl diese Auszeichnung), zu nähern. In meinem Fall war das praktisch ausschließlich durch autodidaktische Aktivitäten geprägt. Die regelmäßige Spielpraxis über mehr als 4 Jahrzehnte tat dann ein Übriges, um Routine zu entwickeln. Richtigen Musikunterricht habe ich in meiner Jugend aber schon auch genossen, und zwar in Gestalt von über 3 Jahren Violinunterricht – Woche für Woche regelmäßig. Da bekam ich einiges an musiktheoretischem Wissen mit, später dann durch intensive Chorarbeit in ganz verschiedenen Chören und Musikprojekten – aber was die Orgel angeht (ebenso Klavier), dazu kam ich hauptsächlich aus Eigeninteresse und Eigeninitiative. Sicherlich habe ich da von beiden Elternteilen (jeweils hauptamtliche Kirchenmusiker) doch auch eine gute Portion genetischer Anlage mit in die Wiege gelegt bekommen.

Doch zurück nochmal zum Üben, als Resümee: Da ich mir sukzessive beliebte Literaturstücke von Bach, Walther u.a. selbständig erarbeitet habe, seit mir zu Hause eine Digitalorgel zur Verfügung steht, macht es richtig Spaß, da weiteres zu entdecken. Warmspielen erfolgt aber immer erst durch einige beliebige Improvisationen. Direkt mit dem Üben von Literatur beginnen sollte man aus mentalen Gründen besser nicht. Das ist wohl wie im Tennis: Erst mal „sich einschlagen“ auf dem Platz, bis dann das eigentliche Match beginnt. Die Erfolgserlebnisse sind so größer.

Ich kann Ihnen nur empfehlen und Sie dazu ermuntern, bleiben Sie am Ball und freuen Sie sich darauf, ans Instrument zu kommen und täglich wenigstens eine halbe Stunde zu üben (oder länger, aber regelmäßig jeden Tag, sinnvollerweise immer zu einer bestimmten, festen Zeit wie ein Ritual) – die Erfolge, Passagen zu beherrschen und zunehmend auch das Auswendigspiel dabei zu entwickeln (Fingergedächtnis), werden somit nicht ausbleiben. Versprochen!

 

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