Musizieren als Kraftquelle

Musik, die Kraft gibt? Ja, das gibt es!

Allerdings ist das nicht bei jeder beliebigen Musik der Fall. Sie muß schon in der Lage sein, die Seele in der Tiefe zu berühren und anzusprechen. Ein Ahnen nach der Ur-Heimat, aus der wir hervorgingen und in die wir wieder zurückkehren werden nach unserem Erdenlauf.

Die Musik Johann Sebastian Bachs ist da so recht geeignet, dieses ideal zu vollbringen. “Nicht Bach, ‚Meer‘ sollte er heißen!” hat mal jemand über diesen herausragenden Komponisten gesagt, der in seiner Zeitepoche (1685-1750) leider ziemlich verkannt wurde und schließlich auch verarmt, fast vergessen starb. Doch bei Gott ist nichts vergessen. Bachs Credo: “SOLI DEO GLORIA” (Gott allein gebührt der Ruhm) spricht für sich und belegt, in welcher Demut er seine Schaffenskraft in den Dienst für diese von Gott dem Schöpfer als auch von Jesus Christus durchgeistigte Musik stellte. 

Ich spiele oft auch nachts an meiner Orgel. Durch die technischen Umstände stört das niemanden, da einerseits keine Nachbarn im EF-Haus selbst wohnen und andererseits im Kopfhörer eine exklusive Hörakustik im kathedralen Raum gegeben ist. Schon dieser Effekt beflügelt bei dem vorhandenen Registerreichtum der Orgel und ihrer Einstellungsmöglichkeiten umso mehr (6 verschiedene Orgelcharaktere hinsichtlich der Disposition: 2 * Barock, 2 * Romantik, 2 * Symphonik; neben reiner Stimmung mehrere verschiedene historische Stimmungen wählbar).

Ich habe festgestellt, daß eine Stunde nachts Orgel zu spielen für mich jedenfalls so viel Erholungseffekt bedeutet, wie ersatzweise 2 Stunden Schlaf. Deshalb bezeichne ich diese Musik als rekreative Kraftquelle. Danach schläft es sich dann besonders gut … wobei mir rund 4 Stunden durchaus ausreichen, und das schon seit vielen Jahren.

Überhaupt ist das Besondere an einem Musikinstrument, daß man sich durch dessen Gebrauch in jeder Stimmungslage ganz spontan ausdrücken kann. Das hilft jede Art von Emotionen zu verarbeiten, weshalb es hierzu keiner allgemein üblichen Genußmittelsubstanzen bedarf (Alkohol, Nikotin o.ä.). So etwas braucht es gar nicht. Frei zu improvisieren stellt einen unerschöpflichen Reichtum dar, bei dem einem nie langwweilig wird. Die Klangfiguren und Stücke, die sich so adhoc aus dem Moment heraus ergeben, sind Unikate wie ein Fingerabdruck.

Natürlich ist es auch reizvoll, sich Orgelliteratur zu erarbeiten und das Notenlesen in der Praxis zu vertiefen. Aber es ist nicht unbedingt zwingend, um Musik zu machen. Stücke nach Gehör zu spielen und selber dazu zu variieren, stellt doch eine reizvolle Herausforderung dar, die ausbaufähig ist. Auch Fugen zu einem gegebenen Thema können so probiert werden … Bach ist da mein großes Vorbild und auch mein Improvisationsstil.

Für den gottesdienstlichen Einsatz sind Choralsätze zu den Gesangbuchliedern und Intonationen / Vorspiele natürlich unerläßlich. Da die Choralbuchsätze eher nicht so prickelnd sind, harmonisiere ich die Choräle gerne selbst in bachscher Manier und variiere auch dabei, damit bei mehreren Strophen nicht jede Strophe wie die andere gleich klingt. Wenn möglich, kann anhand des textlichen Inhalts sogar mit der Registrierung passend gemalt werden, um den Kontext noch geeignet zu verstärken.

Aus all diesen vielen Gründen wird die Orgel nicht umsonst gerne die „Königin der Instrumente“ genannt.


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